Mittwoch, 11. Dezember 2013

FFA-nalyse: Der Kinobesucher 2012 - auch in 3D

Während im letzen Jahr bereits im Mai die neuen Zahlen zum Wesen des deutschen Kinobesuchers vorgelegen haben, hat die FFA ihre Lupe in diesem Jahr erst im Juni aus der Hand gelegt und präsentiert unter dem voyeuristisch anmutenden (und nicht gegenderten) Titel Der Kinobesucher 2012 die aktuellsten Zahlen über kinoaffine Menschen (ausgehend von 25.000 Panel-TeilnehmerInnen) - v.a. in Bezug auf deren Geldbeutel.

Der Gründer-CINEtologe verbindet diese Kino-Marktstudie mit dem CINEtologischen Kinojahr 2012, welches das der Glorreichen 7 werden sollte...




Gehen auch wir - ganz aus der Perspektive der Kino- und Filmwirtschaft - von den prägenden Kennziffern aus (nachfolgenden in der wahrscheinlichsten Gewichtung; jeweils: gegenüber 2011): Umsatz (+ 8 % auf 1,027 Mrd. €), Preis (+0,26 € auf 7,76 €) und BesucherInnen (+ 0,8 Mio. auf 29,9 Mio. mit 132 Besuchen; höchster Wert seit 6 Jahren!). Beachtet: Die ebenfalls auffindbaren, von den Filmtheatern gemeldeten Zahlen, weichen leicht (natürlich bis auf den Preis: nach oben hin!) von den GfK-Panel-Ermittlungen ab (dort stieg der Preis z.B. von 7,39 € im Jahr 2011 auf 7,65 € im Jahr 2012) ab. Eine Umsatz-Wachstumsrate von 8 % (bestes Ergebnis seit Datenerhebung!) bei erkennbar steigenden BesucherInnen- und Besuchszahlen ergibt also einen Preisanstieg um 4 % - wie gut, dass der Preis in der Kino-Marktwirtschaft Angebot und Nachfrage so unnachahmlich zum Wohle Aller reguliert...

Dass deutsches Kino sich 2012 marktanteilig wieder unterhalb der 20 Prozent einfindet, sollte angesichts erfolgreichster Produktionen wie Türkisch für Anfänger (2,4 Mio. verkaufte Tickets?!), Fünf Freunde oder Die Vampirschwestern niemanden wirklich überraschen.



Der Anteil der sog. intensiven KinobesucherInnen (mit mehr als 7 Kinobesuche innerhalb eines Kinojahres) wird zwar die 14 % im Jahr 2005 so schnell nicht mehr erreichen, steigt jedoch 2012 von 9 auf 10 %, womit zumindest keine weiteren Absenkung der Besuchsintensität zu verzeichnen ist: durchschnittliche 4,4 Besuche im Jahr 2012 konnte man/frau dann doch noch einrichten (gegenüber 4,9 im Jahr 2009). Und nicht zu vergessen: Der Anteil intensiver KinobesucherInnen am Umsatz stieg gegenüber 2011 um 3 % auf 37 % - während die Gruppe sporadischen BesucherInnen (zuletzt hier auch als cinematische Eintagsfliegen bezeichnet) sogar um 1 % auf 14 Prozent fällt!



Für die besuchsintensivste Altersgruppe der 20 bis 29-Jährigen (5,9 Besuche im Jahr 2012 gegenüber 6 im Jahr 2011; 32 % der Gesamtgruppe der intensiven KinobesucherInnen!) sprechend, muss der Gründer-CINEtologe anerkennend den deutlichen Besuchsanstieg bei den 40 bis 49-Jährigen (von 4 in 2011 auf 4,6 in 2012) feststellen. Überhaupt wachsen fast alle Altersgruppen bis auf die 10 bis 19-Jährigen (ja: und die eigene Alterskohorte auch nicht...).
Das Kinopublikum bleibt auch 2012 weiblicher (53 Prozent), der Männeranteil verzeichnet jedoch erstmals seit 2007 wieder einen Anstieg (+ 3 % gegenüber 2011).

Setzen wir diesen Durchschnitt ins Verhältnis mit den in der CineChronologie für das von der FFA betrachtete Jahr 2012 nachweislichen 12 Kinofilmen, so übersteigt die härtere Kinogangart des Gründer-CINEtologen den Horizont des deutschen Durchschnitts selbst im Jahr der nur minimal  Glorreichen 7 um mehr als 100 %!



Wer diese FFA-nalysen nicht zum ersten Mal liest, weiß, womit man den Gründer-CINEtologen am zuverlässigsten auf die Palme (und es ist nicht die "Goldene" gemeint...) bringt: Ausgaben im Kino mit Fokus auf Verzehr) Dass die durchschnittliche Gesamtausgabe pro Kinobesuch (d.h. inkl. Verzehr) bei nicht weniger als 11,20 € (und damit 0,17 Cent höher als noch 2011 und höchster Wert seit 2005) liegt. Um ein Prozent auf 52 % fiel hingegen der Anteil der BesucherInnen, die von den vorrangig filmhungrigen intensiven KinobesucherInnen im wahrsten Wortsinn "mit durchgefüttert werden". Der Anteil dieses Verzehrshungers an den Gesamtausgaben (der ebenfalls seit 2005 permanent gestiegen ist) lag 2012 bei 3,46 € (und sinkt damit seit 2007 endlich wieder!).

Die durchschnittlichen Ausgaben für den Verzehr pro Käufer lagen in 2012 bei 6,61 € .

Ohne Frage: Hier geht es aus der Sicht der Kinobetreiber um ein gigantisches Geschäft. Immerhin kam man 2012 auf 30 % des Verzehranteils an den Kinogesamtausgaben - rechnet man diesen sog. Concession-Verkauf zu den Ticketerlösen hinzu, lag der Umsatz 2012 tatsächlich bei unfassbaren 1,483 Mrd. € und stellte schon damals das beste Umsatzergebnis seit 2001 dar!
Man macht sich allerdings die Mühe, auch den letzten Zweiflern ihrer verzehrend-verheerenden Preispolitik angebliche Belege zu präsentieren:



Weitere diesbezügliche Zitate:

Dabei wurde generell in Kinos mit höheren Eintrittspreisen auch in 2012 proportional mehr für den Verzehr ausgegeben. [...]
Am Wochenende kaufen die Kinobesucher mehr Speisen und Getränke. Niedrige Eintrittspreise zu Beginn der Woche animierten auch in 2012 nicht zu erhöhten Ausgaben für Verzehr - eher im Gegenteil: Hier besuchten die wenigsten Kinobesucher die Concession - Kassen.

Nur leider belegt dies einmal mehr: Es geht nicht darum, mehr Besucher in die Kinos zu bekommen, die dort hauptsächlich wegen des Filmerlebnisses hingehen und auch nur dieses finanzieren wollen - es geht schlicht um die lukrativen Concession-Verkäufe! Nach dem Motto:
"Wenn ich als Kinobetreiber schon den Preis für die Karte senken soll (wann auch immer das in den vergangenen 10 Jahren jemals passiert sein soll...), dann musst du als BesucherIn aber auch einige Scheine für die Snacks und Softdrinks bei mir lassen. Unterlässt du das, bleiben die Preise eben hoch. Schließlich mache ich als Kinobetreiber mein Geld mit den 75 % BesucherInnen, die 1 bis maximal 3x im Jahr in mein Multiplex-Kino kommen und dann an der Concession-Kasse richtig zuschlagen. Weil sie Kino eben als teuren Spaß begreifen, den man sich mehrheitlich nur ein Mal im Jahr gönnt und dann sind nach der überteuerten Karte für rund 10 € inklusive aller Zuschläge die zusätzlichen 10 € für den Verzehr eben auch drin. Basta!" 
Ein fiktives Selbstgespräch eines Multiplex-Kino-Betreibers - aber sicher nicht aus der Luft gegriffen.


Mit dem CINEtologischen Blaulichtbezirk bildete der Gründer-CINEtologe seit Dezember 2011 dann erstmals auch seine Heimkino-Aktivitäten ab - ein akzeptabler Grund, auch diesen Bereich der Filmwirtschaft hier kurz abzubilden:
Während der Umsatz an den Kinokassen wieder steigt und die kapitalistisch-magische 1-Milliarde-Marke hinter sich gelassen hat, steht das sog. Home Video 2012 prozentual so schlecht da wie seit Jahren nicht mehr (61 % gegenüber 68 % noch 2007) und auch in den reinen Umsatzzahlen (1,587 Mrd. €) war in den vergangenen 5 Jahren nur 2008 noch trüber. Nichtsdestotrotz wächst der Gesamtumsatz (nimmt man den Ausreißer 2009 kurz aus dem Blick) seit 2007 fast kontinuierlich auf 2012 dann 2,613 Mrd. Euro. Feuchte Augen der Trauer muss da rein objektiv also niemand bekommen in den Filmwirtschaftschefetagen...

Kommen wir schließlich noch zum unnötigerweise überdimensionierten "Kino-Dreierlei": Wie der Extra-Studie der FFA zum Kinobesucher von 3D-Filmen 2012 zu entnehmen ist, ist bereits im 3. Jahr seit der 3D-Massenmarkteinführung der Hype auch schon wieder vorrüber:




Von den 132 Mio. Kinobesuchen insgesamt führten nur 27 Mio. in einen 3D-Film - im Vergleich zu 2011 ist das bei den um 7 % auf 106 Mio. angewachsenen 2D-Besuchen ein nicht zu unterschätzendes Minus von 2 Prozent für das 3D-Kino! Der 3D-Anteil liegt nur noch bei 20 % (2011: 22 %).
Das klingt dann euphemistisch ausgedrückt so:
Auch in 2012 spielte der Besuch von 3D - Filmen eine wichtige Rolle für den Kinobesuch. 27 Mio. gelöste Kinotickets und damit jeder fünfte Besuch (20%) entfielen auf einen 3D - Film.
Erwartbar ist dann auch das 3D-Umsatzminus von 1 % auf 268 Mio. trotz um 8 % gestiegenem Anteil an den GesamtbesucherInnen - das liest sich dann wie folgt:

3D - Filme generierten in 2012 268 Mio. € Umsatz und damit 1 % weniger als 2011 (Gesamtbesucher: +8%). Der Besuch von 3D - Filmen stellte 26% des Umsatzes an den Kinokassen.  

Während der 2D-Umsatz (in Relation) mal eben zweistellig wächst (+ 17 %), steigen neben den 2D nun auch die 3D-Preise deutlicher:
Für den Besuch eines 3D - Filmes zahlte der Kinobesucher im Schnitt 10,05 € und somit 2% mehr als im Vorjahr. Dabei lag der Eintrittspreis 2,30 € über dem durchschnittlichen Eintrittspreis des Jahres 2012.
Bei 18,83 € liegen die durchschnittlichen Ticketausgaben im 3D-Kinosegment mittlerweile - wer es mag...
Was man verständlicherweise betont wissen will:
Der Anteil derjenigen, die ausschließlich für einen 3D-Film ins Kino gehen, lag 2012 bei 12%. Genauso viele 3D-Besucher wurden erst durch 3D zu einem Kinobesuch mobilisiert.
Auch klar muss aber sein:
Die 3D-Besucher bleiben weiterhin sporadische Kinogänger (68%).
Nur 1 % dieser für das dreidimensionales Sehen unnötigerweise zusätzlich bebrillten Kinogänger kann als intensiv bezeichnet werden. Das sieht dann grafisch im direkten Vergleich zu 2D so aus:



 
Was der Gründer-CINEtologe an dieser Stelle allerdings eingestehen muss: Will er jene Filme sehen, die er sich vorgenommen hat (und das sind immerhin im CINEtologischen Kinojahr 2014 wieder nur überschaubare, aber dennoch Glorreiche 7), kommt er auch in diesem zweiten G7-Anlauf nicht mehr drum herum, sich eine solche drei- wie überdimensionierte Scheuklappe selbst aufzusetzen...

An dieser Stelle daher nochmals sein Plädoyer: Wer drei Dimensionen braucht, um ins Kino gelockt zu werden, der braucht auch kein Kino! Der oder die soll es sich Zuhause vor dem eigenen 3D-Flachbildschirm gemütlich machen und nicht den anderen, ernsthaft am Kino interessierten Besuchern damit erhöhte Preise ohne (zumindest in 95 % der 3D-Produktionen) wirklichen Filmerlebnisgewinn aufbürden!

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