Hatte ich Ende März 2010 in meiner FFA-nalyse zur FFA info 1/10 noch einen Preisanstieg trotz Besucher- und Umsatzplus beklagt, überschreibt die FFA ihren Halbjahresergebnisbericht FFA info 2/10 selbstbewusst - mit einem durch die rosarote 3D-Brille getrübten analytischen Blick - mit den Worten: Rekordumsatz trotz Besucherrückgang.
FFA-Vorstand Peter Dinges wird dort zitiert: Er spricht von einem
insgesamt zufriedenstellenden Ergebnis
welches in meinen Augen - angesichts von 4,5 Millionen (also immerhin: 7,0%) weniger Kinobesuchern als im ersten Halbjahr 2009 - alles nur nicht das ist. Es ist mit 60,4 Mio. Besuchern schlicht und einfach das schlechteste Halbjahresergebnis seit 2007 (60 Mio.).
Die Äußerung aus dem Vorstand dürfte sich vorrangig auf den Gesamtumsatz beziehen, der von Anfang Januar bis Ende Juni um 21,7 Mio. auf 443,1 Mio. € (im Vergleich zu den 421,4 Mio. aus dem selben Zeitraum des vergangenen Jahres) angewachsen ist.
Herrn Dinges zufolge
würden die Halbjahreszahlen [auch] zeigen, dass das Kino erneut einer Fußball-WM und strahlendem Hochsommerwetter habe trotzen können
Wenn dies den Besucherrückgang erklären soll, dann darf man sich doch fragen, warum in der Zeit der 2006-Fußball-WM ein solcher Besuchereinbruch nicht zu verzeichnen war. Im Gegenteil: 2006 waren es 65 Mio. Kinobesucher gegenüber den Zahlen von 2005 (60,3 Mio.) und 2007 (60 Mio.).
So sehr man die 3D-Kino-Faszination der deutschen Kinobesucher auch begrüßen kann (für die deutsche Kinowirtschaft steht selbstverständlich v.a. der Beitrag zum Rekordumsatz im Vordergrund), so klar sind doch auch die Konsequenzen für die Entwicklung des durchschnittlichen Eintrittspreises, auf welche die FFA explizit hinweist:
Da für 3D‐Vorstellungen erhöhte Eintrittspreise verlangt - und gezahlt - werden, ist der Durchschnittspreis für einen Kinobesuch innerhalb der letzten zwölf Monate deutlich nach oben geklettert und lag mit 7,34 Euro 85 Cent über dem Vorjahreswert von 6,49 Euro.
Wenn man die rosarote 3D-Brille also wieder absetzt, dann sind die Kino-Halbjahresergebnisse 2010 der FFA alles andere als echte Erfolgsmeldungen. Vielmehr werden hier schwindende Besucherzahlen durch erhöhtes Kinokartenentgelt für effekthaschende Filmerlebnisse kaschiert.
Diese Rechnung kann, darf und wird langfristig nicht aufgehen.
Als kleine Randnotiz gegen den Frust:
Seit Anfang des Jahres bis zum 30.06.2010 lag die Zahl der Kinobesuche pro Einwohner in Deutschland laut FFA statistisch bei 0,74. Stellt man dem die Zahl der Kinobesuche des Gründer-CINEtologen im selben Zeitraum (41; ohne Kinodoppelbesuche) gegenüber, so kommt man zu folgendem Ergebnis:
Der Gründer-CINEtologe bringt es - statistisch gesehen - im ersten Halbjahr 2010 auf das stattliche kinowirtschaftliche Gewicht von rund 55 Einwohnern der Bundesrepublik Deutschland!
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