Samstag, 12. Februar 2011

FFA-nalyse: Moderater Umsatzrückgang (dank 3D-Zuschlägen) nach spürbarem Besucherschwund im Kinojahr 2010

Eine Erfolgsmeldungsbatterie enthält die neueste Ausgabe (1/11) der FFA info nun wahrlich nicht:
Ein Besucherminus von 13,5 %  (um 19.736.364 auf 126.609.600) verbunden mit einem Umsatzrückgang um 5,7 % (um 55.744.810 auf 920.360.131 € - immerhin reichte auch das noch zum viertbesten Branchenumsatz aller Zeiten!) gegenüber 2009 war zu verzeichnen.


Tabelle Das Kinoergebnis 2010 aus der FFA info 1/11

Was aber heißt das nun für die deutsche Kinowirtschaft?
Die Bundesrepublik Deutschland hat von 2009 zu 2010 laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden 111.146 Bürger (und damit auch potenzielle Kinobesucher!) verloren. Selbst wenn wir dieses Gesamtbevölkerungsminus der Gesamtbesucherzahl 126.609.600 gutschreiben würden... wäre es ein deutlicher Besucherschwund gegenüber 2009, der erst gemessen an der 5-Jahres-Vergleichszahl von 132.893.012 Kinobesuchern mit einem verbleibenden Minus von 4,7 % relativiert werden würde.

Gut, die Millarden-Marke beim Umsatz wurde also nicht geknackt - statt die nach dem Ergebnis von 2009 noch verbliebenen 23,9 Mio. € reinzuholen, hat man 2010 den Abstand vielmehr wieder auf 79,6 Mio. € vergrößert. Im 5-Jahres-Vergleich liegt man 2010 sogar 7,9 % über dem Durchschnittswert von 852.706.643 €. Der Kampf gegen die Tränen sollte angesichts dieser relativen Zahlen eher zu gewinnen sein, als jener der Zuschauer in einer Kinovorführung von Kampf der Titanen im Kinojahr 2010 - in 3D wohl sogar noch tränenreicher. 

Und da wären wir dann - zugegeben: nicht ganz unintendiert - auch schon beim zweiten Punkt: Die Einführung von 3D hat den Umsatz ein Stück weiter von den Besucherzahlen abgekoppelt - und ganz nebenbei den Preis für eine Kinokarte weiter in die Höhe getrieben. Peter Dingens (Vorstand FFA Filmförderungsanstalt Berlin) selbst spricht in der Pressemitteilung vom 09.02.2011 von einem
erfreulich unterproportionalen Umsatzrückgang

der immer im Zusammenhang mit dem 3D-Kino gesehen werden muss. In der FFA info 1/11 liest sich das wie folgt:

Der Erfolg des 3D-Kinos hat nach dem Durchbruch im Jahr 2009 im letzten Jahr weiter an Tempo zugelegt und nochmals für eine deutliche Erhöhung des durchschnittlichen Eintrittspreises (7,27 nach 6,67 Euro im Jahr davor) gesorgt.

Eine satte Preissteigerung um 9 % zu 2009 brachte dem Kinobesucher die Technologie mit der Brille demnach - im 5-Jahres-Vergleich sind es sogar 13,2 %! Überspitzt ausgedrückt bezahlen wir alle (und v.a. die intensiven Kinobesucher) einen erhöhten Eintrittspreis u.a. auch dafür, dass 17,1 % der Kinobesucher einen neu gestarteten Kinofilm in 3D sehen können. Gegen ein solche Umverteilung zugunsten des "Umsatzmotors 3D" verwehrt sich der Gründer-CINEtologe an dieser Stelle kategorisch.



Ein weiterer wenig erfreulicher Fakt deutscher Kinoentwicklung ist aus den Zahlen der FFA herauszulesen:

2010 gab es 954 Städte und Gemeinden, in denen noch mindestens ein Filmtheater zu finden war. Das sind erneut 22 weniger als im Jahr davor, als deren Zahl erstmals unter 1.000 Standorte gefallen war, und bereits 81 weniger als noch im Jahre 2005.


Für das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern (1.646.539 Einwohner, Anteil an der Gesamtzahl der Kinostandorte in Deutschland: 3,9 %), in dem sich auch der Standort des Stammkinos des Gründer-CINEtologen befindet, ist von 2009 (42) zu 2010 (37) ein Verlust von 5 Kinostandorten zu verzeichnen - damit. Nur Baden-Württemberg hat im selben Zeitraum mit 7 noch mehr Kinostandorte verloren. Berlin, Hamburg, Bremen als Stadtstaaten sowie die Flächenstaaten Brandenburg, Hessen, Schleswig-Holstein und Thüringen kamen immerhin gänzlich ohne einen solchen Standortabbau aus.

Der Gründer-CINEtologe möchte abschließend und zusammenfassend festhalten, dass im Kinojahr 2010...

  • wesentlich weniger Menschen (-19.736.364 gegenüber 2009) in Deutschland einem Kino ihrer Wahl einen Besuch abstatteten.
  • nur das 3D-Preistreiben den Umsatzeinbruch (-55.744.810 € gegenüber 2009) abmildern konnte.
  • der durchschnittliche Eintrittspreis für einen Kinobesuch den absoluten Höchststand (7,27 €) erreicht hat.
  • allein in Mecklenburg-Vorpommern 5 Kinostandorte gänzlich aufgegeben wurden.
  • sowohl kinowirtschaftlich als auch aus der Sicht eines intensiven Kinobesuchers alles andere als eine positive Bilanz gezogen werden kann. Die Qualität der Kinofilme, die in diesem Jahr angelaufen sind, steht auf einem anderen Blatt.

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