Mittwoch, 31. März 2010

FFA-nalyse: Deutsches Kino 2009 - Preise steigen trotz Besucher- und Umsatzplus

Der Gründer-CINEtologe nutzt die Zeit, die er vor dem Hintergrund seines Boykotts nicht im Kinosaal verbringen kann, um eine Interpretation der Fakten, welche die FFA (Filmförderungsanstalt) sowie Blickpunkt:Film bereitstellt, zu Blog-Papier zu bringen.
Doch beginnen wir mit eben diesen handfesten Zahlen:

Im FFA info 1/10 vom Februar 2010 findet sich folgende Bilanz für 2009:
Für die deutsche Kinowirtschaft und den deutschen Film war 2009 eines der erfolgreichsten Jahre ihrer Geschichte. Insgesamt melden die Kinos einen Anstieg von 129,4 auf 146,3 Mio. Besucher, das entspricht einem Wachstum von 13,1 Prozent. Noch deutlicher wirkte sich im selben Zeitraum die Umsatzentwicklung aus: Mit 976,1 Mio. Euro – nach 794,7 Mio.im Jahr zuvor - stiegen die Einnahmen an der Kinokasse um 22,8 Prozent sogar stärker an als im Rekordjahr 2001 (19,4%). Wesentlicher Grund für das überdurchschnittliche Umsatzplus: die wachsende Begeisterung aber auch höheren Eintrittspreise für 3D-Kino. Mit dem sommerli-
chen Animationsfilm ICE AGE 3 – mit 8,7 Mio. Besuchern erfolgreichster Film des Jahres – AVATAR und OBEN finden sich auch gleich drei aufwändige 3D-Produktionen unter den besucherstärksten Filmen des Jahres wieder.
Das Erfolgsjahr 2009 wurde gekrönt von der höchsten Zahl an Kinobesuchern und dem besten Marktanteil deutscher Filme seit Beginn der FFA-Aufzeichnungen im Jahre 1991. Insgesamt lösten im Vorjahr 39,9 Mio. Besucher an den Kinokassen eine Karte für einen deutschen Film oder eine internationale Koproduktion mit deutscher Beteiligung. Das entspricht einem Marktanteil von 27,4 Prozent und bedeutet zugleich eine weitere Verbesserung des sehr guten Vorjahresergebnisses (26,6%). Und noch eine Bestleistung: Unter den 43 Besuchermillionären des Jahres 2009 befinden sich gleich 14 aus deutscher Produktion oder mit deutscher Beteiligung – soviel wie noch nie und ein deutliches Zeichen für die gestiegene Vielfalt, Qualität und Professionalität der nationalen Filmwirtschaft. [...]

Der Bericht präsentiert weiter folgende Tabellen:


Blickpunkt:Film führt in einem Artikel vom 31.03.2010 um 15:23 Uhr zum Umsatz der deutschen Kinos im ersten Quartal 2010 folgendes aus:
[...] setzt sich auch hierzulande der Kinohöhenflug von 2009 unvermindert fort. In den ersten drei Monaten des Jahres (31. Dezember bis 28. März; alle Zahlen von Rentrak EDI) wurden 35,3 Mio. Tickets gelöst und 268,4 Mio. Euro umgesetzt. Damit liegt man nach Besucherzahlen exakt auf Höhe des Vorjahrs, aber nach Einspiel dank 3D-Mehreinnahmen satte 18 Prozent vor 2009, das seine starken 229,8 Mio. Euro vom 1. Januar bis 29. März erwirtschaftete. Im Fünf-Jahres-Vergleich liegt 2010 aber auch weit vor dem Rekordquartal 2008 (238,2 Mio. Euro) und den Jahren 2007 (177,3 Mio. Euro) und 2006 (192,7 Mio. Euro). [...]

Der Gründer-CINEtologe fasst also die offensichtlichen Rekord- und Erfolgsmeldungen zusammen:
Für die deutsche Kinowirtschaft und den deutschen Film war 2009 eines der erfolgreichsten Jahre ihrer Geschichte.
Anstieg von 129,4 auf 146,3 Mio. Besucher
stiegen die Einnahmen an der Kinokasse um 22,8 Prozent sogar stärker an als im Rekordjahr 2001
Erfolgsjahr 2009
setzt sich auch hierzulande der Kinohöhenflug von 2009 unvermindert fort
nach Besucherzahlen exakt auf Höhe des Vorjahrs, aber nach Einspiel dank 3D-Mehreinnahmen satte 18 Prozent vor 2009
Im Fünf-Jahres-Vergleich liegt 2010 aber auch weit vor dem Rekordquartal 2008 (238,2 Mio. Euro) und den Jahren 2007 (177,3 Mio. Euro) und 2006 (192,7 Mio. Euro).

Ordnet sich der Gründer-CINEtologe in diese Statistik von 2009 (siehe erste Tabelle) ein, dann ergibt sich folgendes Bild:
Der Gründer-CINEtologe (55 Kinobesuche im Jahr 2009) hat das Gewicht von 30 Durchschnitts-Kinobesuchern mit 1,79 Kinobesuchen im Jahr!
Der Gründer-CINEtologe übertraf zudem den durchschnittlichen Umsatz pro Einwohner (11,97 €) mit seinen 306,90 € allein im CineStar Neubrandenburg um mehr als das 25fache!

Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch etwas auf, das nur in einem Halbsatz in der FFA info 1/10
Grund für das überdurchschnittliche Umsatzplus: die wachsende Begeisterung aber auch höheren Eintrittspreise für 3D-Kino
ansatzweise erwähnt wird:

Wie die zweite Tabelle zeigt, war jedes Jahr mit einer Umsatzsteigerung im Vergleich zu 2005 verbunden.
Im selben Zeitraum stieg der Durchschnittspreis stetig an -
von 2005 zu 2006 um 11 Cent,
von 2006 zu 2007 um 8 Cent,
von 2007 zu 2008 um weitere 10 Cent
und schließlich von 2008 zu 2009 um ganze 53 Cent!

Dieser Fakt, der im Bericht indirekt über den Halbsatz
höhere[...] Eintrittspreise für 3D-Kino
begründet wird, macht einen nach der Definition der FFA sog. intensiven Kinobesucher (entspricht mehr als 7 Kinobesuchen im Jahr)


wie den Gründer-CINEtologen - auch vor dem Hintergrund seines Gewichtes beim Umsatz (12% der Kinobesucher generierten 2008 immerhin 42% des Umsatzes) - mehr als wütend, denn was ist das anderes als hemmungslose Abzocke?!
Jedes Jahr ein neues Umsatzplus gekoppelt an wachsende Besucherzahlen... und dennoch eine Preisexplosion (eine Formulierung, die ich angesichts der 53 Cent im Durchschnitt von 2009 für angemessen halte) - da verliert man doch das Vertrauen in die angeblich faire Preisregulation durch Angebot und Nachfrage.

So sehr ich es auch begrüße, dass es von Jahr zu Jahr mehr Menschen bzw. einzelne Menschen mehrmals im Jahr in die deutschen Kinos zieht, so sehr bin ich aber enttäuscht bis erzürnt darüber, dass die erzielten Umsatzgewinne nicht etwa in Form von Preissenkungen zumindest teilweise an die Kinobesucher zurückgegeben werden, sondern in besonders dreister Art Preise sogar noch nach oben getrieben werden, um noch mehr Umsatz einzufahren!
Was mir aber auch klar ist:
Würde als Reaktion darauf nun eine kritische Kinobesucher-Masse den Gang ins Kino verweigern, so würde das nicht etwa zu einem Umdenken in dieser absurden Preispolitik, sondern im Gegenteil nur zu einem weiteren Preisanstieg führen.
Ich finde das bedauerlich und wünsche mir endlich Einsicht von den Verantwortlichen - vorrangig natürlich vom örtlichen Kinoanbieter!

1 Kommentar:

  1. Nicht zu vergessen, zu den hohen Eintrittspreisen muss man auch noch Geruchsbelästigungen durch Käse-Nachos und Extremknabbereien wie Kilobottiche mit Popkorn dulden. Das Zeug ist meist noch teurer als der Kinoeintritt und macht so manchen Besuch im gut gefüllten Kinosaal zur echten Bewährungsprobe. Ich vermute die Betreiber verdienen mindestens genauso gut am Verzehr. Erstaunlich auch, dass bei so hohen Profiten so wenig Geld für Reinigung und Hygiene in den Kinos aufgewendet wird. Im Cinestar im Sonycenter (Berlin) kann man bereits in den frühen Abendstunden die WCs praktisch nicht mehr unbeschadet betreten (mental wie überhaupt). So gesehen wäre jede weitere Preiserhöhung einfach nur Wucher.

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