Sonntag, 23. März 2008

Kritik: Die Welle (13.03.2008)

Die Projektwoche steht an.
Anarchie ist vom Tisch, also muss man sich mit Autokratie arrangieren.

Was als abgewetzte NS-Geschichtsdebatte beginnt, wandelt sich in einer 10-minütigen Pause zur fixen Frage, ob eine Diktatur in Deutschland nicht mehr möglich wäre
und mündet in eine Bewegung, die über
- dem Anarchiekurs gewidmetes -
ohrenbetäubendes Fußstampfen hinausgeht...

CINEtologisches Fazit:

Der Schmalspurpädagoge auf dem zweiten Bildungsweg löst unter den Füßen einer vielschichtigen Klasse ein Seebeben aus, dessen Ausläufer eine Welle der Gewalt ins Wasserballteam spült, um als Tsunami in der Schulaula aufzuschlagen.
Der Widerstand gegen eine sich zunehmend abschottende Gemeinschaft weißer Hemden trägt die Farbe, die sich mehr und mehr in das Wasser der Welle mischt: Rot.
Rote Haare, ein rotes Top, das rote Welle-Logo über der Stadt, ein roter Handabdruck auf Flugblättern und schließlich rotes Blut.
Die einwöchige Gemeinschaftskunde lebt von einer Eigendynamik, die von detailliert modellierten Charakteren ausgeht.
Jürgen Vogel lässt scheinbar nur die Kieselsteine über den Teich hüpfen und sich davon faszinieren, welche Wellen das schlägt –
ein dezenter Hauptdarsteller umrahmt von glänzenden Nebenrollen.
Einen derart ansprechenden Spannungsbogen habe ich in einem deutschen Film bis dato nicht erlebt und das obwohl die Story wohl nahezu jedem Schüler schon mindestens einmal begegnet sein dürfte.
Im Kino sollte man wissen, wo Schluss ist...
Aber ein Happy End ist ein Schluss für die Gebrüder Grimm, nicht für ein Klassenzimmer, das kurz dem Ertrinken steht.
Danke dafür, Herr Becker!
Das Jahr des deutschen Films scheint gekommen, das spür ich...

7-Sterne-Skala:

Gesamteindruck: *****

=================
Schauspieler: ******
Story: ****
Plot: ******
Musik: ****

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