Dienstag, 23. März 2010

Kritik: Agora - Die Säulen des Himmels (11.03.2010)

Gesamteindruck: ✪✪✪✪✪✪
Darsteller       ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Drehbuch       ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Dramaturgie   ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Innovation      ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Kamera/Optik ✰ ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Soundtrack     ✰ ✰ ✰ ✰ ✰

CINEtologisches Fazit:

 Ihr stellt nicht in Frage, woran ihr glaubt. Das dürft ihr gar nicht. Ich muss es tun!

Nachdem der Trailer bei allen potenziellen Kinobegleitern in meinem Umfeld auf geballte Ablehnung stieß und nur ich darin die thematische Tiefe ausmachen konnte, trat ich also einen der seltener gewordenen Kino-Alleingänge an.

Mit einem Auge immer an einem ramponierten Stück Kinoleinwand (Hinweis an den Kinobetreiber: Saal 3 sollte auf Leinwandschäden überprüft werden) hängen bleibend, sah ich eine überzeugende Rachel Weisz als überzeugte Wissenschaftlerin und Ungläubige in einem römisch-ägyptisch-antiken Alexandria, welches von Religionskriegen (polytheistische Heiden vs. monotheistische Juden und Christen, die sich zusätzlich untereinander bekämpfen) zermürbt wird. Die anderen Schauspieler sind überwiegend weniger bekannt, fügen sich aber in die Charakterkonstellationen nahtlos ein.
Der Film begibt sich erzählerisch auf einen Mittelweg zwischen einer Charakterstudie der historischen Hypatia und Massenschlachten in den Mauern von Alexandria. Dramaturgisch hangelt man sich entsprechend von einer religiös motivierten Auseinandersetzung zu nächsten, aufgelockert durch die Andeutung der wissenschaftlichen Arbeit der Hauptfigur. Die Kameraeinstellungen vermitteln über Vogelperspektiven gut die Tragweite und das Ausmaß der Zerstörung, die durch religiösen Fanatismus

Besonders bewegt hat mich die Erstürmung der Bibliothek, die anschließend der Zerstörungswut eines christlichen Mobs ausgesetzt ist, die unersetzliche Wissensschätze zerfetzt und einäschert.
In diesem Sinne komprimiert das Filmzitat zu Beginn dieses Fazits aus meiner Sicht die zentrale Aussage des Films und spiegelt zugleich meine Ansichten zum markanten Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft wieder:
Der religiöse Mensch "glaubt" an ewige, höhere seit Anbeginn existierende "Wahrheit" -
für den wissenschaftlich Denkenden beschreibt "glauben" die Relativität des Wissens im Angesicht von Forschung, die uns näher an eine immer weiter entfernte "Wahrheit" bringt.

Ich halte es für sehr bedauerlich, dass am Kinostart-Tag im CineStar Neubrandenburg mit mir max. 4 weitere Menschen diesen Film auf Kinoleinwand gesehen haben und er bereits nicht mehr im Filmprogramm des CineStar Neubrandenburg zu finden ist.

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