Donnerstag, 23. Juni 2011

Kritik: Poll (15.06.2011)

Gesamteindruck:
Darsteller      
Dialoge          
Drehbuch      
Dramaturgie  
Innovation      
Kamera/Optik
Soundtrack    

CINEtologisches Fazit:

Ich war 14 Jahre alt - so jung wie das Jahrhundert.

Filme über den Zweiten Weltkrieg haben (nicht nur) in Deutschland immer Konjunktur gehabt, während der vorangegangene Weltkrieg ausgefochten von Kaiser, Premier, Zar und Präsident selten cinematisch in den Fokus rückte.

Obwohl: Vom Fokus darf man hier auch nicht sprechen. Poll beschäftigt sich eher mit den Trübungen des Glases am Rande - genauer: Mit Ostpreußen und den Kämpfen zwischen (Deutsch-)Balten, estnischen Anarchisten und russischem Zarentum im Vorfeld des ersten weltumspannenden Krieges mit deutscher Beteiligung.

Manchmal hat man das Gefühl, die menschliche Kälte und Rohheit der Zeit wird über das Kameraobjektiv nicht nur eingefangen, sondern ungefiltert wiedergegeben. Entsprechend scharfkantig und rau wirken die Bilder auf den Betrachter. Ob Regisseur und Drehbuchautor Chris Kraus nun ein persönliches Motiv (Oda Schaefer war immerhin seine Großtante!) brauchte, um dieses herausragende Werk zustande zu bringen oder ob dies nicht doch erst mit Hilfe der grandiosen DarstellerInnen Paula Beer (immerhin erst 16 Jahre alt), Edgar Selge und Tambet Tuisk (der tatsächlich estnische Schnaps) gelang - darüber mögen andere spekulieren.

Die Filmmusik bleibt vor allem dadurch im Kopf, da sie im Film selbst von den Charakteren auf verschiedenen Instrumenten erzeugt wird und so sowohl für die Erzählung essentiell ist als auch die melancholisch-manische Gesamtatmosphäre entscheidend mitgestaltet.

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